Absatzkrise in China: Deutsche Autobauer verlieren Marktanteile und Millionen-Gewinne

In Wirtschaft
Juli 31, 2025

Deutschlands Vorzeigeindustrie steht unter Druck: In China, einst Wachstumsmarkt und Absatzmotor, verlieren deutsche Autobauer rapide an Boden. Absatzrückgänge, Gewinnwarnungen und ein tiefgreifender Strukturwandel treffen selbst etablierte Premiumhersteller. Experten und Nutzer schlagen Alarm – der Abwärtstrend könnte sich noch verstärken.

Ein Markt im Wandel: Die neue Dominanz chinesischer Autohersteller

China gilt seit Jahren als der weltweit größte Automobilmarkt – ein Eldorado für deutsche Autobauer wie Volkswagen, BMW, Mercedes-Benz oder Audi. Doch 2025 zeigt sich eine dramatische Kehrtwende: Heimische Hersteller wie BYD, Geely oder Nio gewinnen rasant Marktanteile, während deutsche Marken zusehends ins Hintertreffen geraten.

Im Jahr 2020 hielten ausländische Hersteller in China noch rund 62 % Marktanteil – bis Ende 2024 ist dieser auf etwa 36 % gefallen. Besonders betroffen: die deutschen Marken, deren kumulierter Anteil von 24 % auf rund 15 % schrumpfte. Chinesische Unternehmen kontrollieren heute mehr als 60 % des heimischen Automarktes – mit steigender Tendenz.

Warum verlieren deutsche Autohersteller Marktanteile in China?

Ein zentraler Grund liegt im technologischen Wandel. Während chinesische Hersteller massiv in Elektromobilität (NEVs – New Energy Vehicles) investierten, zögerten viele deutsche Unternehmen, ihr Portfolio entsprechend umzurüsten. „Most foreign automakers had a terrible year in China … those with few and/or uncompetitive NEVs got whacked hard“, kommentiert ein Nutzer im EV-Forum auf Reddit. Deutsche Modelle gelten laut Stimmen aus Foren wie r/Sino oder r/China zunehmend als „technologisch rückständig“, insbesondere bei Software und Connectivity.

Absatzkrise bei den Premiumherstellern: Rückgänge auf breiter Front

Die Verkaufszahlen sprechen eine klare Sprache: Im ersten Halbjahr 2025 verzeichnete Mercedes-Benz in China ein Absatzminus von bis zu 19 %. Bei BMW waren es rund 13 %, Audi verlor 10 %. Porsche, einst Symbol für deutsche Ingenieurskunst, musste im ersten Quartal sogar einen Rückgang von 42 % verbuchen – der stärkste Einbruch seit Jahren.

Diese Zahlen stehen im scharfen Kontrast zur Entwicklung des Gesamtmarktes. Der chinesische NEV-Sektor wuchs im selben Zeitraum um über 27 %. Während einheimische Marken Marktanteile hinzugewinnen, verlieren deutsche Hersteller nicht nur Käufer, sondern auch Glaubwürdigkeit.

Wie stark sind die Verkaufsrückgänge deutscher Marken in China?

Die Verluste sind nicht nur markenübergreifend, sondern auch strukturell bedingt. Die folgende Übersicht zeigt exemplarisch den Einbruch im Vergleich zum Vorjahr (Q1–Q2 2025):

HerstellerAbsatzrückgang ChinaBemerkung
Porsche–42 %Stärkster Einbruch seit Jahren
BMW–13 %Schwächstes Quartal seit 5 Jahren
Mercedes-Benz–19 %Wachstumsziel deutlich verfehlt
Audi–10 %Absatzrückgang trotz Umsatzwachstum

Preiskampf und Innovationsdefizite: Die Ursachen sind vielfältig

Ein weiterer Faktor: Der dramatische Preisunterschied zwischen chinesischen und deutschen E-Autos. Während ein Xiaomi-SUV oder BYD-Kompaktmodell für unter 20.000 € zu haben ist, liegen vergleichbare Modelle deutscher Hersteller bei rund dem Fünf- bis Zehnfachen. Diese Kluft wird auch in sozialen Medien diskutiert. Auf Reddit heißt es: „Priced at 5x to 10x that of these Chinese EVs, the German luxury cars are losing market share as expected.“

Warum sind deutsche Elektroautos in China weniger gefragt?

Viele chinesische Käufer empfinden deutsche EVs als überteuert und technisch wenig innovativ. Softwareprobleme, fehlende OTA-Updates (Over-the-Air) oder veraltete Infotainmentsysteme sorgen für ein schlechtes Image. „Zeekr is far ahead in terms of Connectivity and Software compared to Porsche“, urteilt ein Nutzer. Während chinesische Marken auf digitale Erlebnisse und lokale Plattform-Integration setzen, wirken viele deutsche Modelle technisch altbacken.

US-Zölle und Restrukturierungen: Eine Branche im Ausnahmezustand

Zusätzlich zur Marktentwicklung in China belasten externe Faktoren wie Handelszölle und geopolitische Spannungen die Bilanzen deutscher Autobauer. Neue US-Importzölle von 15 % auf aus Europa importierte Fahrzeuge verursachten im ersten Halbjahr 2025 allein bei Mercedes einen Verlust von 362 Mio. €. Porsche beziffert den Zolleffekt auf 400 Mio. €.

Welche Auswirkungen haben US-Zölle auf deutsche Autohersteller?

Die Folgen sind deutlich: Porsche senkte die operative Gewinnprognose um 91 % – von rund 1,7 Mrd. € auf nur noch 154 Mio. €. Mercedes reduzierte die EBIT-Marge von ursprünglich 12 % auf nur noch 4–6 %. Audi musste den Jahresausblick ebenfalls senken und kündigte Restrukturierungen an, darunter einen Stellenabbau von bis zu 7.500 Mitarbeitern.

Verbrauchermeinungen und Imagewandel: Ein schleichender Vertrauensverlust

Während Analysten nüchtern Marktanteile und Gewinnmargen bewerten, spiegeln Foren, soziale Netzwerke und Plattformen wie Weibo oder Reddit eine ganz andere Realität: Der Imageverlust deutscher Automarken schreitet voran. „Their cars simply suck by nowadays standard“, lautet ein harter Kommentar im Reddit-Forum r/Sino. In China kursieren zunehmend Begriffe wie „Software-Dinos“ oder „Status ohne Substanz“ im Zusammenhang mit deutschen Marken.

Was sagen Nutzer auf Reddit zu deutschen Autos in China?

  • „Zeekr interiors feel futuristic, while Audi still looks 2015.“
  • „I used to love BMW, but their iX is way overpriced and underdelivers.“
  • „Chinese cars speak Chinese, German cars still don’t.“

Diese Aussagen sind mehr als Meinungen – sie deuten auf eine tiefere Marktverlagerung hin: weg vom Prestige, hin zur Funktionalität, Technologie und Preis-Leistung.

Die Exportoffensive Deutschlands wankt

Erstmals seit Jahrzehnten könnte Deutschlands Autoexportüberschuss nach China kippen. Auf Weibo warnt ein Nutzer: „出口顺差或在今年结束“ – „Der Exportüberschuss könnte in diesem Jahr enden“. Das wäre ein wirtschaftliches Signal mit weitreichenden Folgen. Die deutsche Industriepolitik, traditionell auf Export ausgerichtet, steht vor einem Paradigmenwechsel.

Wie geht es weiter?

Auch im Heimatmarkt sieht es nicht rosiger aus: Die BEV-Neuzulassungen in Deutschland sanken 2024 um 27 %, trotz steuerlicher Anreize. Zwar prognostiziert der VDA für 2025 ein BEV-Wachstum um 75 % auf 660.000 Fahrzeuge, doch der Gesamtmarkt stagniert. Gleichzeitig sind viele deutsche Produktionsstätten in der Umrüstung, Personal wird abgebaut und Investitionen werden verschoben.

Am Scheideweg: Was deutsche Hersteller jetzt tun müssen

Die Kombination aus Preisdruck, Technologieverzug und geopolitischen Spannungen trifft die deutschen Autobauer in einer Phase der Transformation. Die dringend nötige Umstrukturierung wird durch sinkende Einnahmen erschwert. Experten fordern daher eine strategische Neuausrichtung:

  • Softwarekompetenz stärken: Kooperationen mit Tech-Unternehmen und eigene Betriebssysteme entwickeln
  • Preisstruktur überdenken: Mehr Einstiegsklassenmodelle für Asien entwickeln
  • Lokale Wertschöpfung: Produktion und Forschung verstärkt nach China und Südostasien verlagern
  • Politik aktivieren: Industriepolitische Rahmenbedingungen anpassen, Handelsabkommen sichern

China ist längst nicht mehr nur der wichtigste Absatzmarkt für deutsche Autobauer – es ist auch ein Prüfstein für deren Zukunftsfähigkeit. Die aktuellen Zahlen und Stimmen zeigen, dass Prestige und Tradition nicht länger ausreichen. Gefragt sind Innovation, Agilität und ein tiefes Verständnis für lokale Bedürfnisse. Der Vorsprung der chinesischen Wettbewerber wächst – und mit ihm der Druck auf Deutschlands wichtigste Industrie. Die kommenden Monate dürften entscheidend sein für die Rolle, die deutsche Autos in der Mobilität von morgen noch spielen werden.

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Als Autor für das Magazin "Nah am digitalen Rand" verbinde ich meine Germanistik-Expertise mit einem unstillbaren Interesse für redaktionell spannende Themen. Meine Leidenschaft gilt der Erforschung und dem Verständnis der digitalen Evolution unserer Sprache, ein Bereich, der mich stets zu tiefgründigen Analysen und Artikeln inspiriert.