
11.06.2025, 16:27 Uhr
Mit dem Launch der Switch 2 erlebt Nintendo einen neuen Meilenstein in der Unternehmensgeschichte: In nur vier Tagen wurden weltweit mehr als 3,5 Millionen Einheiten verkauft. Das macht die neue Hybrid-Konsole zur aktuell am schnellsten verkauften Konsole überhaupt – noch vor der PS5 und der eigenen Vorgängerin. Doch trotz der beeindruckenden Zahlen gibt es Kritik: An Preisgestaltung, Kommunikation und technischer Ausstattung. Ein Überblick über den größten Nintendo-Launch des Jahrzehnts – und was dahintersteckt.
Ein Rekordstart mit Ansage
Seit dem 5. Juni ist die Switch 2 offiziell erhältlich – und das mit einem Paukenschlag. Nintendo hatte sich im Vorfeld auf eine global koordinierte Auslieferung vorbereitet und in der Tat gelang der Launch ohne größere Lieferschwierigkeiten. Über 3,5 Millionen verkaufte Einheiten in nur vier Tagen sprechen für sich. Besonders hervorzuheben: Die gute Verfügbarkeit im Handel, wodurch Scalping weitgehend verhindert wurde. Auch in Europa überzeugte die Marktdurchdringung: Rund 160.000 Konsolen in Großbritannien, 169.000 in Frankreich und 108.000 in Spanien wurden innerhalb der ersten Tage abgesetzt.
Die hohe Nachfrage kommt nicht von ungefähr. Viele Nutzer hatten das Originalmodell ausgelassen oder warteten auf ein technisches Upgrade. Mit der Switch 2 liefert Nintendo genau das – und setzt gleichzeitig bewusst auf eine höherpreisige Strategie. Die Standardausführung kostet 449,99 US-Dollar, Spiele wie „Mario Kart World“ liegen zwischen 79,99 und 89,99 Dollar. Insgesamt generierte Nintendo in der ersten Woche einen Umsatz von über 1,5 Milliarden Dollar.
Technisches Upgrade – aber nicht für alle überzeugend
Unter der Haube bietet die Switch 2 solide Neuerungen: Ein 7,9 Zoll großes Full-HD-Display mit 120 Hz, 4K-Ausgabe im Dock-Modus und ein leistungsstarker Nvidia Tegra T239-Chip mit 12 GB RAM sorgen für eine spürbare Verbesserung. Ladezeiten sind deutlich kürzer, Spiele starten flüssiger und der Wechsel zwischen Handheld- und TV-Modus funktioniert nahtlos.
Doch nicht alle Nutzer zeigen sich begeistert. Besonders technikaffine Kunden bemängeln, dass die Konsole ohne OLED-Display erscheint – ein Rückschritt gegenüber der vorherigen OLED-Switch. Auch die Ergonomie der neuen Joy-Cons steht in der Kritik: Einige Tester berichten von scharfkantigen Übergängen, die bei längerer Nutzung unangenehm auffallen. Dazu kommt ein Display mit mittelmäßiger HDR-Leistung, das in Tests zwar solide abschneidet, aber nicht an moderne OLED-Panels heranreicht.
Technische Daten der Switch 2 im Überblick
Komponente | Switch 2 |
---|---|
Display | 7,9 Zoll LCD, 1080p, 120 Hz |
Prozessor | Nvidia Tegra T239 (Drake) |
Arbeitsspeicher | 12 GB |
Dock-Ausgabe | Bis zu 4K mit DLSS |
Anschlüsse | 2x USB-C, HDMI, microSD |
Preispolitik unter Beschuss
Ein zentraler Kritikpunkt vieler Nutzer bleibt der Preis. Während Nintendo argumentiert, dass der höhere Preis durch bessere Technik gerechtfertigt sei, sehen viele Kunden dies anders. Auf Social-Media-Plattformen wie Reddit mehren sich kritische Stimmen:
„Die Spielpreise sind schlichtweg überzogen. 89,99 Dollar für ein Launch-Spiel? Das fühlt sich nicht nach einem familienfreundlichen Nintendo an, sondern nach einem Großkonzern auf Profitjagd.“
Nintendo verteidigt seine Preisstrategie unter anderem mit steigenden Produktionskosten, notwendigen Anpassungen an den internationalen Zollmärkten (vor allem USA) sowie dem Anspruch, im High-End-Segment bestehen zu wollen. Dennoch: Gerade langjährige Fans reagieren empfindlich auf die Preissteigerung – besonders, wenn sie mit technischen Kompromissen wie einem LCD-Panel konfrontiert werden.
Strategie und Wettbewerb: Nintendo unter Zugzwang
Der Konsolenmarkt befindet sich im Umbruch. Mit dem Erfolg des Steam Decks, dem Einstieg von ASUS (ROG Ally) und der weiterhin dominierenden PS5 von Sony muss Nintendo seine Hybridstrategie neu positionieren. Die Switch 2 soll nicht nur als Spielekonsole funktionieren, sondern auch als Plattform für Streaming, Indie-Games und Cross-Plattform-Erfahrungen dienen.
Entsprechend richtet sich auch die Drittanbieter-Strategie neu aus. Große Titel von Ubisoft, Capcom und Square Enix sind bereits zum Launch verfügbar oder angekündigt – ein Signal an Core-Gamer, dass Nintendo mehr als nur Mario und Zelda zu bieten hat. Gleichzeitig gibt es erste Hinweise auf Cloud-Gaming-Funktionalitäten und optimierte SDKs für Indie-Entwickler.
Konkurrenz im Überblick
- PlayStation 5: Dominiert weiterhin den stationären Markt, vor allem in den USA.
- Steam Deck: Beliebt bei technikaffinen Spielern, jedoch begrenzte Verfügbarkeit.
- Xbox Series X/S: Positioniert sich stark im Game-Pass-Segment, aber schwächelt im Hybridbereich.
- ROG Ally & Lenovo Legion Go: Noch Nischenprodukte, aber technisch konkurrenzfähig.
Nachhaltigkeit: Die leise Schattenseite
Ein Thema, das bislang im offiziellen Diskurs kaum vorkommt: die Umweltbilanz. Während Nintendo auf Nachfrage versichert, mit recycelbaren Materialien und fairen Arbeitsbedingungen zu produzieren, fehlen konkrete Zahlen zu CO₂-Bilanzen, Produktionsstandorten und Energieverbrauch der Geräte. Kritische Stimmen aus Umweltorganisationen fordern hier mehr Transparenz – gerade angesichts der über 15 Millionen geplanten Einheiten bis März 2026.
Die Verlagerung von Teilen der Fertigung aus China nach Südostasien dient laut Nintendo vor allem der Risikominimierung bei Zöllen – weniger der ökologischen Optimierung. Auch das Thema Elektroschrott dürfte mit Blick auf die vielen Altgeräte, die durch die Switch 2 ersetzt werden, relevanter werden.
Kommunikationsprobleme: Ein Imageschaden droht
Was ebenfalls auffällt: Nintendo hat mit der Kommunikation rund um die neue Konsole zu kämpfen. Nutzer berichten von Verwirrung über VRR-Unterstützung (Variable Refresh Rate), Unklarheiten bei der Sprachchat-Funktion sowie überhöhte Kosten für sogenannte Game-Key-Cards. Auch in Fachmedien wird die mangelnde Transparenz kritisiert.
Ungewöhnlich ist zudem der Umstand, dass Nintendo – anders als sonst – stark auf technische Schlagwörter wie „DLSS“, „120 Hz“ oder „Raytracing“ setzt. Das kommt bei Tech-Fans gut an, verwirrt aber das klassische Nintendo-Publikum, das bisher vor allem auf intuitive Nutzung und familienfreundliches Design setzte.
Ein Erfolg mit Risiken
Die Switch 2 ist ein Verkaufserfolg – daran besteht kein Zweifel. Nintendo hat mit dem Launch vieles richtig gemacht: Die Geräteverfügbarkeit war hervorragend, die Technik zeitgemäß und die Marketingstrategie international abgestimmt. Doch der Blick hinter die glänzenden Verkaufszahlen offenbart ein differenzierteres Bild.
Hohe Preise, ergonomische Schwächen, Kritik an der Kommunikation und fehlende Nachhaltigkeitsdaten könnten langfristig zum Problem werden – insbesondere, wenn die Konkurrenz aufholt. Nintendo muss nun beweisen, dass die Switch 2 nicht nur ein kurzer Hype, sondern eine Plattform mit Perspektive ist.
Ob dieses Kunststück gelingt, wird sich vor allem an der Frage entscheiden, wie Nintendo auf die ersten Nutzerreaktionen reagiert – und ob es gelingt, das starke Momentum des Starts über Monate hinweg aufrechtzuerhalten.