Gericht zieht klare Grenze Pcher verliert gegen Anne Wünsche: Urteil pro Schutz vor unbelegten Vorwürfen

In Regionales
Dezember 01, 2025

 Hamburg, 01. Dezember 2025. Ein kühler Morgen, gedämpftes Licht über dem Zivilgericht – und doch ein Moment, der für Anne Wünsche schwerer wiegt als jedes Wetter. Für die Influencerin bedeutet das Urteil des Landgerichts Hamburg mehr als nur ein juristisches Papier: Es markiert das Ende eines Streits, der sie über Jahre öffentlich belastete, und sendet ein Signal weit über die Social-Media-Welt hinaus.

Nach einem langwierigen Rechtsstreit hat das Landgericht Hamburg am 28. November 2025 entschieden, dass Oliver Pocher zentrale Behauptungen über Anne Wünsche künftig nicht mehr äußern oder verbreiten darf. Der Comedian hatte in seiner Social-Media-Reihe der Influencerin vorgeworfen, ihre Reichweite durch gekaufte Follower und Interaktionen künstlich aufzublähen – Vorwürfe, die Wünsche von Beginn an zurückgewiesen hatte. Das Gericht sah für diese Unterstellungen keine belastbaren Belege und bestätigte damit die zuvor erlassene einstweilige Verfügung endgültig.

Die jahrelange Auseinandersetzung

Der Ursprung des Konflikts reicht zurück ins Jahr 2020. Damals startete Pocher seine Reihe „Bildschirmkontrolle“, ein Format, das sich kritisch und oft provokant mit Influencerinnen und Influencern beschäftigte. In diesem Zusammenhang attackierte er auch Anne Wünsche und veröffentlichte unter anderem einen angeblichen Zahlungsbeleg, der den Kauf von Interaktionen belegen sollte. Zudem bezichtigte er sie, ihre Kinder für Inhalte zu instrumentalisieren. Für die Influencerin, die online seit Jahren eine große Reichweite besitzt, war das mehr als nur Kritik. Die Anschuldigungen trafen sie in einer Phase, in der ihre öffentliche Wahrnehmung ohnehin stark polarisiert war.

Bereits 2020 hatte Wünsche rechtliche Schritte eingeleitet und eine einstweilige Verfügung erwirkt. Damals wie heute stellte das Gericht fest, dass Pocher die Behauptungen nicht hinreichend untermauern konnte. Es untersagte ihm, die Vorwürfe zu wiederholen. Dass der Fall dennoch weiterging, lag an der grundsätzlichen Frage, ob Pocher solche Aussagen öffentlich äußern durfte – und ob sie von seinem Comedy-Ansatz gedeckt waren oder eine unzulässige Persönlichkeitsrechtsverletzung darstellten.

Das ist auch interessant:  Polizist in Völklingen erschossen: 18-Jährigen wird nun des Mordes angeklagt

Das Hamburger Urteil im Detail

Mit dem nun vorliegenden Urteil hat das Landgericht den Unterlassungsanspruch von Anne Wünsche umfassend bestätigt. Der Tenor ist eindeutig: Die fraglichen Aussagen dürfen nicht wiederholt werden. Bei Missachtung drohen hohe Strafen.

Die wichtigsten Punkte des Urteils:

  • Verbot aller zentralen Behauptungen über angeblich gekaufte Follower oder gekaufte Interaktionen.
  • Androhung eines Ordnungsgeldes von bis zu 250.000 Euro oder ersatzweise Ordnungshaft von bis zu zwei Jahren bei Zuwiderhandlung.
  • Pocher muss die vorgerichtlichen Abmahnkosten tragen.
  • Ein eigener Schadensersatzanspruch von Wünsche wurde nicht anerkannt.

Damit bleibt der Kern der Auseinandersetzung auf die Unterlassungsfragen begrenzt. Juristisch betrachtet ist dies typisch für Verfahren im Persönlichkeitsrecht: Unterlassung hat Vorrang, während Schadensersatz nur bei klarer, bezifferbarer Schädigung zugesprochen wird.

Reaktionen und Einordnung

Für Anne Wünsche ist das Urteil ein befreiender Moment. In ihrer Stellungnahme bezeichnete sie die vergangenen Jahre als „große Last“ und machte deutlich, wie sehr die Vorwürfe ihren Alltag, ihre Arbeit und ihr öffentliches Bild belastet hätten. Nach eigenen Angaben habe sie teilweise kaum noch das Haus verlassen, weil die Anschuldigungen online wie offline nachhallten. Die gerichtliche Entscheidung bedeutet für sie daher nicht nur juristische, sondern auch persönliche Entlastung.

Oliver Pocher hat sich bislang nicht öffentlich zum Urteil geäußert. Auch bleibt offen, ob er eine Berufung anstrebt. Eine mögliche Fortsetzung des Rechtsstreits liegt damit im Bereich des Möglichen, wenngleich das Urteil in seiner jetzigen Form deutlich formuliert ist.

Konsequenzen für die digitale Öffentlichkeit

Der Fall verweist auf eine größere Debatte, die in Zeiten sozialer Medien zunehmend an Bedeutung gewinnt. Influencerinnen und Influencer stehen zwar im Licht der Öffentlichkeit, müssen jedoch – wie das Gericht betont – nicht unbelegte Tatsachenbehauptungen über sich dulden. Der Schutz der persönlichen Ehre gilt ebenso online wie offline. Gleichzeitig zeigt der Prozess, wie schnell Kritik, Unterhaltung und öffentliche Beschuldigung in sozialen Netzwerken ineinanderfließen können.

Das ist auch interessant:  Düsseldorfs XXL-Weihnachtsmarkt 2025 offiziell abgesagt

Gerade weil Reichweiten groß sind und Inhalte binnen Sekunden viral gehen, stellt das Urteil klar: Wer solche Vorwürfe öffentlich äußert, trägt die Verantwortung für deren Richtigkeit. Comedy oder satirische Zuspitzung bieten dabei keinen Freifahrtschein. Auch prominente Kritiker müssen ihre Aussagen überprüfbar belegen können.

Ausblick und Bedeutung über den Einzelfall hinaus

Der Rechtsstreit zwischen Anne Wünsche und Oliver Pocher mag formal entschieden sein, doch seine Wirkung reicht weiter. Für Wünsche markiert das Urteil einen Wendepunkt: Es schafft Raum für einen Neustart – frei von Behauptungen, die ihr Image über Jahre geprägt haben. Für Beobachterinnen und Beobachter zeigt der Fall, wie sensibel der Umgang mit öffentlichen Vorwürfen geworden ist. Die Entscheidung des Landgerichts unterstreicht, dass Persönlichkeitsrecht und digitale Debattenkultur längst untrennbar miteinander verbunden sind. Und sie erinnert daran, dass auch im lautesten Raum des Internets die Wahrheit nicht ausgesetzt ist.

Avatar
Redaktion / Published posts: 3185

Als Autor für das Magazin "Nah am digitalen Rand" verbinde ich meine Germanistik-Expertise mit einem unstillbaren Interesse für redaktionell spannende Themen. Meine Leidenschaft gilt der Erforschung und dem Verständnis der digitalen Evolution unserer Sprache, ein Bereich, der mich stets zu tiefgründigen Analysen und Artikeln inspiriert.