
Duderstadt, 13. Dezember 2025 – Lichterketten spiegeln sich im Kopfsteinpflaster, der Duft von Glühwein liegt über dem historischen Marktplatz. Dann kippt die Stimmung abrupt. Polizeisirenen durchschneiden die vorweihnachtliche Ruhe, Einsatzkräfte fordern Besucher auf, den Platz zu verlassen. Innerhalb weniger Minuten wird der Weihnachtsmarkt im Zentrum von Duderstadt geräumt. Der Auslöser: Hinweise mehrerer Zeugen auf einen mutmaßlich bewaffneten Mann. Die Polizei reagiert mit einem Großaufgebot – und bleibt am Ende ohne konkreten Fund.
Was am Freitagabend als besinnlicher Auftakt ins dritte Adventswochenende begann, entwickelte sich in Duderstadt zu einem sicherheitsrelevanten Einsatz mit spürbarer Wirkung weit über den Marktplatz hinaus. Gegen 20.30 Uhr gingen bei der Polizei Hinweise ein, wonach ein junger Mann auf dem Weihnachtsmarkt gesehen worden sei, der eine Waffe bei sich getragen haben soll. Die Polizeiinspektion Göttingen entschied sich daraufhin zu einem schnellen und konsequenten Vorgehen.
Der Weihnachtsmarkt, der sich rund um das historische Rathaus erstreckt, wurde vorsorglich geräumt. Rund 120 Besucher befanden sich zu diesem Zeitpunkt auf dem Gelände. Einsatzfahrzeuge sperrten die Zugangswege, Polizeikräfte sicherten die Umgebung, ein Hubschrauber überflog die Altstadt. Ziel war es, eine mögliche Gefahr frühzeitig auszuschließen und die Sicherheit der Menschen zu gewährleisten.
Hinweise aus der Menge lösen Einsatz aus
Nach Angaben der Polizei stützte sich der Einsatz auf mehrere voneinander unabhängige Zeugenaussagen. Diese beschrieben einen jungen Mann im Alter zwischen etwa 17 und 20 Jahren, der eine sogenannte Langwaffe mit sich geführt haben soll. Eine Langwaffe unterscheidet sich von einer Kurzwaffe durch ihre Bauart und Größe – allein der Verdacht ihres Vorhandenseins reicht aus, um eine erhebliche Gefahrenlage anzunehmen.
Ob es sich tatsächlich um eine echte Schusswaffe handelte oder um einen Gegenstand, der nur den Anschein erweckte, konnte vor Ort zunächst nicht geklärt werden. Genau diese Ungewissheit machte das entschlossene Einschreiten der Polizei aus Sicht der Einsatzleitung notwendig. In solchen Situationen gilt: Lieber einmal zu viel reagieren als einmal zu spät.
Geordnete Räumung statt Panik
Bemerkenswert aus Sicht der Einsatzkräfte war der Ablauf der Evakuierung. Trotz der angespannten Lage verlief die Räumung ruhig und ohne Zwischenfälle. Besucher folgten den Anweisungen der Polizei, Standbetreiber schlossen ihre Buden und unterstützten die Ordnungskräfte. Innerhalb kurzer Zeit war der Marktplatz menschenleer.
Polizeibeamte kontrollierten die abgehenden Besucherströme, hielten Flucht- und Rettungswege frei und sorgten dafür, dass sich niemand unnötig im abgesperrten Bereich aufhielt. Parallel dazu begann die Fahndung nach dem beschriebenen Mann.
Großaufgebot ohne Treffer
Die Suche nach dem mutmaßlich bewaffneten Mann blieb zunächst ohne Ergebnis. Streifenwagen durchkämmten angrenzende Straßen, Plätze und Parkanlagen. Der Polizeihubschrauber unterstützte die Maßnahmen aus der Luft. Dennoch konnte die beschriebene Person nicht angetroffen werden.
In einer ersten Lageeinschätzung teilte die Polizei später mit, dass die bisherigen Maßnahmen nicht zur Feststellung einer konkreten Gefahr geführt hätten. Das bedeutet: Es gab weder einen bestätigten Waffenfund noch Hinweise auf eine unmittelbar bevorstehende Straftat. Der Einsatz wurde dennoch nicht als Fehlalarm gewertet, sondern als notwendige Vorsichtsmaßnahme.
- Einsatzbeginn: Freitagabend gegen 20.30 Uhr
- Ort: Weihnachtsmarkt im Zentrum von Duderstadt
- Anlass: Zeugenhinweise auf möglichen bewaffneten Mann
- Besucherzahl zum Zeitpunkt der Räumung: etwa 120 Personen
- Einsatzmittel: mehrere Streifenwagen, Hubschrauber, Absperrungen
- Verletzte: keine
- Status der Fahndung: ohne Feststellung einer konkreten Gefahr
Polizei mahnt zur Besonnenheit
Die Polizeiinspektion Göttingen betonte im Anschluss, wie wichtig ein besonnenes Verhalten in solchen Situationen sei. Zeugenhinweise würden ernst genommen, gleichzeitig werde darum gebeten, keine Spekulationen oder Gerüchte zu verbreiten. Besonders in sozialen Netzwerken könne dies zu unnötiger Verunsicherung führen.
Menschen, die am Freitagabend weitere Beobachtungen gemacht haben oder Angaben zu der beschriebenen Person machen können, sind aufgerufen, sich bei der Polizei zu melden. Ziel der Ermittlungen ist es, den Ablauf lückenlos nachzuvollziehen und die Situation abschließend zu bewerten.
Ein Einschnitt in die vorweihnachtliche Normalität
Für viele Besucher und Anwohner hinterließ der Polizeieinsatz ein mulmiges Gefühl. Weihnachtsmärkte gelten traditionell als Orte der Begegnung, der Unbeschwertheit und der Gemeinschaft. Umso stärker wirkt ein sicherheitsbedingter Abbruch in einer Phase, die von Ritualen und Verlässlichkeit geprägt ist.
Gleichzeitig überwog bei vielen die Erleichterung darüber, dass niemand zu Schaden kam. Die schnelle Reaktion der Polizei wurde vielfach als professionell wahrgenommen. Der Abend zeigte, wie schmal der Grat zwischen Alltagsroutine und Ausnahmesituation sein kann – selbst in einer vergleichsweise kleinen Stadt wie Duderstadt.
Sicherheit als stille Voraussetzung öffentlicher Feste
Der Vorfall macht deutlich, dass Sicherheitskonzepte im öffentlichen Raum heute eine zentrale Rolle spielen, auch wenn sie im Idealfall unsichtbar bleiben. Dass ein Weihnachtsmarkt in Duderstadt innerhalb weniger Minuten geräumt werden konnte, ohne Panik oder Verletzte, spricht für eingespielte Abläufe und klare Entscheidungswege.
Ob sich der Hinweis auf einen bewaffneten Mann letztlich als Missverständnis herausstellt oder nicht, ist für viele Beteiligte zweitrangig. Entscheidend ist, dass in einer unklaren Lage konsequent gehandelt wurde. Der Weihnachtsmarkt wird fortgesetzt, die Lichter werden wieder leuchten – doch der Freitagabend hat Spuren hinterlassen und das Bewusstsein geschärft, wie fragil selbst vertraute Momente sein können.