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Stickerflut zwingt Wahrzeichen in die Knie Zuviele Aufkleber – Zugspitz-Gipfelkreuz muss abgebaut werden

In Allgemein
November 11, 2025

Garmisch-Partenkirchen, 11. November 2025 – Der Himmel über der Zugspitze ist klar, die Luft dünn, das Panorama majestätisch – doch das berühmte goldene Gipfelkreuz glänzt nicht mehr. Zu viele Sticker kleben auf dem Wahrzeichen Deutschlands höchstem Berg, das über Jahrzehnte Wind und Wetter getrotzt hat. Jetzt wird es abgebaut, restauriert und vom Ballast hunderter Aufkleber befreit – ein Eingriff, der nicht nur optische, sondern auch sicherheitstechnische Gründe hat.

Ein Wahrzeichen in Bedrängnis

Das Zugspitz-Gipfelkreuz ist seit Generationen ein Symbol der Alpen und ein beliebtes Fotomotiv. Doch in den vergangenen Jahren hat sich ein Trend entwickelt, der dem Denkmal zunehmend zusetzt: Besucher verewigen sich mit Stickern und Aufklebern auf dem vergoldeten Metall. Nach offiziellen Angaben sind mittlerweile Hunderte davon zu finden – ein buntes, aber problematisches Sammelsurium aus Vereinslogos, Bergsteigerstickern und Touristen-Gadgets.

Die Folge: Das knapp fünf Meter hohe und rund 300 Kilogramm schwere Kreuz muss demontiert werden. Ein Helikopter bringt es ins Tal, wo Spezialisten die empfindliche Oberfläche reinigen und neu vergolden. Allein das Blattgold schlägt mit etwa 1.500 Euro zu Buche, die Gesamtkosten für die Restaurierung liegen im niedrigen fünfstelligen Bereich.

Warum das Gipfelkreuz abgebaut werden musste

Die Hauptursache ist der Klebstoff. Wie Restauratoren erklären, greifen die chemischen Bestandteile der Stickerkleber das Metall und die Vergoldung an. Über Jahre hat sich eine zähe Schicht gebildet, die sich nur mit großem Aufwand entfernen lässt. Hinzu kommt der Sicherheitsaspekt: Immer mehr Besucher klettern auf die Felsen oder steigen auf das Geländer, um ihre Aufkleber anzubringen. Der Gipfelbereich auf 2.962 Metern ist schmal, steil und oft vereist – eine gefährliche Kombination.

„Viele Gäste müssen sich regelrecht verrenken, um noch einen freien Platz zu finden“, heißt es von der Bayerischen Zugspitzbahn. In sozialen Medien ist die Rede von „Stickern bis zum letzten Zentimeter“. Einige Bergsteigerforen sprechen gar von einer „Stickerplage“, die sich inzwischen auf mehrere Gipfel in den bayerischen Alpen ausbreitet.

Ein zweites Kreuz als Lösung – und Kompromiss

Um das Originalkreuz künftig zu schützen, hat die Zugspitzbahn bereits reagiert: An der Bergstation wurde ein zweites, kleineres Kreuz aufgestellt. Dort dürfen Besucher ihre Aufkleber anbringen, Selfies machen und Erinnerungen hinterlassen – ohne Gefahr für sich selbst oder das historische Symbol. Dieses Ersatzkreuz soll helfen, die Stickerlust in sichere Bahnen zu lenken.

Ein Sprecher des Unternehmens erklärt: „Der Platz am echten Gipfelkreuz ist extrem begrenzt. Das zweite Kreuz an der Bergstation bietet eine sichere Alternative, bei der sich niemand in Gefahr bringen muss.“ Die Idee kommt nicht nur bei Touristen gut an, sondern auch bei Rettungsdiensten und Bergführern, die sich durch die Entzerrung weniger Zwischenfälle erhoffen.

Ein altes Problem mit neuem Ausmaß

Bereits 2019 war das Thema in der Diskussion. Damals kritisierten Medien und Wandervereine den Trend als Form des Vandalismus. Weder Hinweisschilder noch eine Überwachungskamera konnten verhindern, dass die Stickerflut weiter anwuchs. In Online-Foren wird darüber gestritten, ob das Bekleben harmlose Folklore oder Respektlosigkeit ist. Viele Wanderer sprechen von „Schändung eines Symbols“, andere sehen es als „zeitgemäße Geste touristischer Erinnerung“.

Das Kreuz selbst hat eine lange Geschichte: Es wurde 1851 erstmals aufgestellt, mehrfach erneuert und zuletzt 2017 umfassend restauriert. Die aktuelle Maßnahme ist also nicht die erste – aber wohl die notwendigste seit Jahrzehnten.

Fragen, die viele Besucher bewegen

Warum wird das Kreuz wirklich abgebaut?

Offiziell, weil die Sticker und ihre Klebstoffe die Oberfläche beschädigen und eine Restaurierung unumgänglich machen. Zudem gefährden unvorsichtige Besucher durch Kletteraktionen sich selbst.

Wie teuer ist die Instandsetzung?

Die Kosten liegen im niedrigen fünfstelligen Bereich. Das Gold selbst kostet rund 1.500 Euro, der Rest entfällt auf Arbeitszeit, Reinigung und Transport per Helikopter.

Was geschieht während der Restaurierung?

Das Kreuz wird vollständig gereinigt, neu vergoldet und anschließend wieder auf dem Gipfel montiert. Bis dahin bleibt das Ersatzkreuz an der Bergstation als Besucherattraktion bestehen.

Reaktionen aus der Bevölkerung und aus Foren

Auf Plattformen wie Reddit und in Bergsteigerforen herrscht eine Mischung aus Verständnis und Kopfschütteln. Manche Nutzer halten ein zweites Kreuz für „absurd, aber notwendig“. Andere fordern Sanktionen oder Bußgelder gegen das Bekleben, während wieder andere betonen, dass es sich um „eine moderne Art der Spurenhinterlassung“ handle. In Facebook-Kommentarspalten wechseln sich Empörung und Ironie ab – zwischen „Lasst das Kreuz doch in Ruhe!“ und „Sticker sind die neuen Gipfelbücher“.

Ein Symbol zwischen Tradition und Tourismus

Das goldene Kreuz der Zugspitze steht seit mehr als 170 Jahren für den Stolz der bayerischen Alpen. Es ist religiöses Symbol, nationales Wahrzeichen und Selfie-Hintergrund zugleich. Die jüngste Stickerflut offenbart dabei ein Spannungsfeld zwischen Traditionspflege und moderner Besucherkultur. Die Verantwortlichen hoffen nun, dass mit dem zweiten Kreuz eine nachhaltige Lösung gefunden wurde – und dass das Original künftig wieder so glänzen darf, wie es einst gedacht war: frei, golden und unversehrt im Sonnenlicht.

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Als Autor für das Magazin "Nah am digitalen Rand" verbinde ich meine Germanistik-Expertise mit einem unstillbaren Interesse für redaktionell spannende Themen. Meine Leidenschaft gilt der Erforschung und dem Verständnis der digitalen Evolution unserer Sprache, ein Bereich, der mich stets zu tiefgründigen Analysen und Artikeln inspiriert.