Beschmierte Autos und Gebäude Nach blutiger Hakenkreuz-Schmierereien: Polizei nimmt 31-jährigen Tatverdächtigen fest

In Regionales
November 09, 2025

Hanau, 9. November 2025 – Es ist ein früher Donnerstagmorgen im Hanauer Stadtteil Lamboy, als die Anwohner entsetzt auf ihre Autos blicken: Auf mehreren Motorhauben leuchten rötliche Symbole, deutlich zu erkennen – Hakenkreuze. Der metallische Geruch von Blut liegt in der Luft, während die Polizei die Straßen absperrt und Spurensicherungskräfte ihre Arbeit aufnehmen. Schnell wird klar: Die Zeichen stammen von menschlichem Blut. Ein 31-jähriger Mann steht im Verdacht, sie aufgebracht zu haben.

Fast 50 Autos, Hauswände und Briefkästen betroffen

Nach Angaben der Polizei wurden im Stadtteil Lamboy fast 50 Fahrzeuge, mehrere Hauswände und Briefkästen mit einer rötlichen Flüssigkeit beschmiert, die sich später als menschliches Blut herausstellte. Die Ermittler gehen davon aus, dass die Tat in den späten Abendstunden begangen wurde. Ein Zeuge hatte die Polizei alarmiert, nachdem er auf der Motorhaube eines weißen Autos ein Hakenkreuz entdeckt hatte. Der Schnelltest vor Ort bestätigte: Es handelte sich um menschliches Blut.

„Die Flüssigkeit dürfte menschlichen Ursprungs sein“, erklärte ein Polizeisprecher. Eine Gefahr für die Bevölkerung habe nicht bestanden. Die betroffenen Bereiche wurden dokumentiert und die Autos gründlich gereinigt. Neben den Hakenkreuzen fanden Beamte weitere Schmierereien in ähnlicher Farbe, teils unleserlich, teils symbolisch.

Hier haben wir bereits darüber berichtet:

Hakenkreuz-Schmierereien als blutige Symbole auf Autos in Hanau

31-jähriger Rumäne festgenommen – Tatverdacht bestätigt

Bereits wenige Stunden nach dem ersten Notruf gelang es den Ermittlern, einen Verdächtigen festzunehmen. Es handelt sich um einen 31-jährigen Mann rumänischer Staatsangehörigkeit, der im gleichen Viertel lebt. Bei der Festnahme war der Mann alkoholisiert – ein Atemtest ergab rund 1,2 Promille. Laut Polizei wies er mehrere selbst zugefügte Verletzungen auf. Die Ermittler gehen davon aus, dass das verwendete Blut von ihm selbst stammt.

Ein politisches Motiv schließen die Ermittler derzeit aus. Der Fall weise „keine Anhaltspunkte auf eine rechtsextreme Gesinnung“ auf, hieß es. Vielmehr deute alles auf eine persönliche oder arbeitsbezogene Ausnahmesituation hin. Der Mann wurde nach der Festnahme in eine psychiatrische Einrichtung gebracht, wo er medizinisch und psychologisch begutachtet wird.

Rechtslage: Verwendung von Hakenkreuzen ist in Deutschland strafbar

Die Polizei ermittelt wegen Sachbeschädigung und Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen nach § 86a StGB. Das öffentliche Zeigen oder Aufmalen von Hakenkreuzen, SS-Runen oder ähnlichen Symbolen ist in Deutschland verboten – unabhängig vom Motiv. Nur in bestimmten historischen oder künstlerischen Kontexten ist ihre Darstellung erlaubt, etwa in Dokumentationen oder Theaterstücken.

Im aktuellen Fall spielt zudem die Verwendung von menschlichem Blut eine zentrale Rolle. Ein Polizeisprecher erklärte, dass die Art der Tat „eine besonders verstörende Wirkung“ habe. Deshalb wurde die Spurensicherung intensiviert, um gesundheitliche Risiken auszuschließen. Hinweise auf andere verletzte Personen liegen laut Polizei nicht vor.

Gesellschaftliche Betroffenheit in Hanau

Die Nachricht verbreitete sich innerhalb weniger Stunden in sozialen Netzwerken. Viele Hanauer reagierten mit Entsetzen und Fassungslosigkeit. Kommentare wie „Das erinnert uns an die dunkelsten Kapitel der Geschichte“ oder „Hanau hat so etwas nicht verdient“ machten die Runde. In den lokalen Gruppen wurde teils über Angst, teils über Wut diskutiert – und immer wieder fiel der Hinweis auf den Anschlag vom 19. Februar 2020, bei dem neun Menschen aus rassistischen Motiven getötet worden waren.

Die Stadt Hanau reagierte betroffen. Oberbürgermeister Claus Kaminsky zeigte sich tief besorgt und erklärte, dass in Hanau „kein Platz für Hasssymbole“ sei. Die Tat habe die Menschen verunsichert, auch wenn sie laut Polizei nicht politisch motiviert sei. Gerade in einer Stadt, die seit dem Anschlag von 2020 besonders sensibel auf nationalsozialistische Symbole reagiert, habe der Vorfall eine besondere emotionale Wirkung.

Wie konnte es zu dieser Tat kommen?

Die zentrale Frage vieler Bürger lautet: Warum wurden in Hanau Hakenkreuze mit Blut auf Autos geschmiert? Nach bisherigen Erkenntnissen handelt es sich um eine Einzelperson, die offenbar in einer psychischen Ausnahmesituation gehandelt hat. Laut Polizei gebe es „deutliche Hinweise auf ein persönliches Motiv“ – möglicherweise eine Reaktion auf ein Ereignis im beruflichen Umfeld. Hinweise auf geplante oder koordinierte Aktionen liegen nicht vor.

Die Ermittlungen konzentrieren sich darauf, die genaue Entstehung der Blutspuren zu klären. Dabei wird geprüft, ob der Verdächtige sein eigenes Blut verwendet hat oder ob es aus einer anderen Quelle stammt. Bislang konnten die Behörden bestätigen, dass keine weiteren Personen verletzt wurden. Auch toxikologische Untersuchungen laufen noch.

Reaktionen in den Medien und sozialen Netzwerken

Während die Polizei vor allem die Tatursachen untersucht, diskutieren Nutzerinnen und Nutzer auf Plattformen wie X (ehemals Twitter), Facebook und Instagram über den psychischen Zustand des Täters und die gesellschaftliche Verantwortung. Viele fordern strengere Maßnahmen gegen das öffentliche Zeigen extremistischer Symbole, andere plädieren für eine bessere psychische Versorgung.

„Solche Menschen brauchen Hilfe, bevor etwas passiert“, schrieb ein Nutzer auf Facebook. Ein anderer kommentierte: „Nach Hanau 2020 trifft uns so etwas besonders hart – auch wenn es diesmal wohl keine rechte Tat war.“ Die Meinungen reichen von Unverständnis bis Mitgefühl – ein Spiegelbild der Unsicherheit, die solche Vorfälle auslösen.

Der Ermittlungsstand: Keine Hinweise auf rechte Netzwerke

Nach intensiven Befragungen und Spurenauswertungen bestätigte die Polizei, dass keine Hinweise auf eine extremistische oder vernetzte Gruppierung bestehen. Der Verdächtige habe keine Verbindungen zu bekannten rechten Strukturen, keine entsprechenden Materialien besessen und keine einschlägigen Äußerungen gemacht. Vieles deutet darauf hin, dass es sich um eine spontane Tat handelt, ausgelöst durch Stress und Alkohol.

Dennoch bleibt der Fall ein sensibles Thema. Die Staatsanwaltschaft Hanau betont, dass die Ermittlungen „in alle Richtungen“ geführt werden. Dabei werde auch geprüft, ob der Mann strafrechtlich voll verantwortlich ist oder ob eine dauerhafte psychische Erkrankung vorliegt, die Einfluss auf die Schuldfähigkeit haben könnte.

Symbolik und Schockwirkung der Tat

Der Einsatz von Blut als „Farbe“ macht den Fall besonders ungewöhnlich. Ermittler und Medien sprechen von einer „verstörenden Symbolik“. Selbst wenn kein politischer Hintergrund vorliegt, erzeugt die Kombination aus Hakenkreuz und Blut eine intensive emotionale Wirkung. Experten für Extremismus betonen, dass solche Zeichen – unabhängig vom Kontext – gesellschaftliche Ängste wecken, weil sie tief mit Gewalt und Terror des Nationalsozialismus verknüpft sind.

In Hanau, einer Stadt, die bereits durch eine rassistische Gewalttat geprägt wurde, treffen solche Bilder auf ein kollektives Trauma. Viele Bewohner berichten, dass sie sich an den Anschlag von 2020 erinnert fühlen, auch wenn der aktuelle Fall eine völlig andere Ursache hat.

Juristische Folgen und mögliche Einordnung

Die Staatsanwaltschaft Hanau hat Ermittlungen wegen mehrerer Delikte aufgenommen, darunter:

  • Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen (§ 86a StGB)
  • Sachbeschädigung (§ 303 StGB)
  • Verstoß gegen das Infektionsschutzgesetz (wegen möglicher Gesundheitsgefahr durch Blut)

Die Strafen für das Zeigen oder Aufmalen von Hakenkreuzen können Geld- oder Freiheitsstrafen bis zu drei Jahren nach sich ziehen. Sollten psychiatrische Gutachten ergeben, dass der Mann schuldunfähig ist, wäre eine Unterbringung in einer geschlossenen Einrichtung möglich.

Reaktionen aus Politik und Gesellschaft

Politische Vertreter aus Hanau und Hessen äußerten sich am Wochenende zu dem Vorfall. Während die Polizei betonte, dass keine rechtsextreme Motivation vorliege, fordern Kommunalpolitiker eine Debatte über Prävention und psychische Gesundheit. „Wir müssen Menschen in Krisen besser erreichen, bevor sie Grenzen überschreiten“, heißt es aus dem Hanauer Rathaus.

Auch die Polizei plant eine Auswertung der Tatfolgen, um künftig schneller reagieren zu können. Die Zusammenarbeit zwischen Ordnungsamt, Sozialdiensten und Polizei solle verbessert werden, um auffällige Personen frühzeitig zu identifizieren.

Hanau bleibt wachsam

Die Bewohner von Hanau reagieren besonnen, aber mit Sorge. Viele betonen, dass die Stadt nicht wieder durch Symbole der Gewalt und des Hasses in die Schlagzeilen geraten dürfe. Lokale Initiativen gegen Rassismus und Extremismus kündigten Mahnwachen an – nicht als Protest, sondern als Zeichen für Zusammenhalt und Respekt.

Ein älterer Anwohner brachte es gegenüber einem Reporter auf den Punkt: „Wir haben genug Leid gesehen. Hanau braucht Ruhe, nicht neue Angst.“ Diese Worte spiegeln die Stimmung vieler wider, die hoffen, dass der Vorfall keine weiteren Nachahmer findet.

Die Tat als Mahnung für eine sensible Stadt

Auch wenn die Ermittlungen darauf hindeuten, dass kein politisches Motiv vorliegt, bleibt der Vorfall ein Symbol für die Verwundbarkeit einer Stadt, die ihre Wunden noch nicht vollständig geschlossen hat. Die blutigen Hakenkreuze von Hanau sind mehr als nur ein Fall von Sachbeschädigung – sie zeigen, wie schnell alte Ängste und neue Unsicherheiten miteinander verschmelzen können.

Für die Ermittler ist der Fall fast abgeschlossen, für Hanau dagegen noch lange nicht. Der Name der Stadt wird mit dieser Tat erneut in Zusammenhang mit Symbolen von Gewalt gebracht. Doch gleichzeitig zeigt die Reaktion der Bürger, dass Hanau wachsam bleibt – entschlossen, solchen Taten mit Vernunft, Besonnenheit und Zusammenhalt zu begegnen.

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Als Autor für das Magazin "Nah am digitalen Rand" verbinde ich meine Germanistik-Expertise mit einem unstillbaren Interesse für redaktionell spannende Themen. Meine Leidenschaft gilt der Erforschung und dem Verständnis der digitalen Evolution unserer Sprache, ein Bereich, der mich stets zu tiefgründigen Analysen und Artikeln inspiriert.