Krise im Mittelstand Creditreform erwartet 23.900 Unternehmensinsolvenzen

In Wirtschaft
Dezember 10, 2025

Berlin, 08. Dezember 2025 – Ein kühler Morgen über der Hauptstadt, und dennoch liegt eine spürbare Hitze über dem Land: jene einer Wirtschaft, in der die Luft dünner wird. Zwischen Werkhallen, kleinen Läden und Büros wächst die Sorge, dass aus der Dauerbelastung eine Zäsur wird – sichtbar an der wachsenden Zahl der Unternehmen, die an ihre Grenzen stoßen.

Die Wirtschaftsauskunftei Creditreform rechnet bis Jahresende mit rund 23.900 Unternehmensinsolvenzen. Damit erreicht Deutschland den höchsten Stand seit 2014. Der erneute Anstieg markiert eine Entwicklung, die sich über Jahre aufgebaut hat und nun spürbar in der Realität vieler Selbstständiger, Handwerksbetriebe, Dienstleister und Mittelständler ankommt. Obwohl die Dynamik des Zuwachses im Vergleich zu den extremen Vorjahren leicht abnimmt, spricht die reine Zahl für sich: Die Pleitewelle bleibt eine der prägenden wirtschaftlichen Herausforderungen des Jahres.

Ein Höhenstand mit Vorgeschichte

Gegenüber 2024 – damals wurden 22.070 Insolvenzen registriert – entspricht die aktuelle Prognose einem Plus von 8,3 Prozent. Der Trend war bereits zur Jahresmitte erkennbar: 11.900 Fälle wurden in den ersten sechs Monaten gezählt, ein Anstieg von 9,4 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die Entwicklung spiegelt nicht nur Konjunkturschwächen, sondern eine tieferliegende strukturelle Problematik wider.

Die Hauptbetroffenen: kleine Unternehmen, wenig Puffer

Besonders drastisch zeigt sich die Lage bei Kleinst- und Kleinunternehmen. Rund 81,6 Prozent der Insolvenzen entfallen auf Firmen mit maximal zehn Mitarbeitenden – Betriebe, die häufig mit schmalen Rücklagen arbeiten und stark von kurzfristiger Liquidität abhängig sind. Sie treffen steigende Kosten und sinkende Nachfrage härter und früher als größere Wettbewerber.

Während der Mittelstand seit Monaten um Anpassung bemüht ist, zeigt sich bei größeren Unternehmen ein differenziertes Bild. Nur etwa 140 dieser Firmen mussten 2025 Insolvenz anmelden. Die Zahl ist vergleichsweise gering, doch auch sie deutet auf einen Markt hin, in dem selbst solide Strukturen ins Wanken geraten, wenn Finanzierungen nicht verlängert werden oder Investoren sich zurückziehen.

Warum die Unternehmensinsolvenzen steigen

Ein Zusammenspiel aus Kosten, Unsicherheit und Nachfragerückgang

Die Gründe für den massiven Anstieg liegen in einer Gemengelage aus stetig wachsenden Belastungsfaktoren: hohe Energiepreise, teure Kredite, schwacher Konsum, globale Unsicherheiten und eine Bürokratie, die vor allem kleine Betriebe zusätzlich unter Druck setzt. Viele Unternehmen befinden sich seit Jahren in einem Modus des „Durchhaltens“ – mit Rücklagen, die längst aufgebraucht sind.

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Hinzu kommt ein verschärftes Finanzierungsumfeld. Banken agieren zurückhaltender, Risiken werden strenger bewertet, Kreditlinien häufiger gekürzt. Für kleine Betriebe, die stärker auf Fremdkapital angewiesen sind, kann dieser Schritt bereits das Ende bedeuten.

Ein schwaches wirtschaftliches Umfeld

Die vergangenen Jahre waren geprägt von einer Kombination aus Rezessionsphasen, geopolitischer Verunsicherung und einer merklichen Kaufzurückhaltung der Verbraucher. Für viele Branchen bedeutete das fehlende Aufträge, sinkende Margen und einen Rückgang der Investitionsbereitschaft. Unternehmen, die bereits zuvor an der Grenze operierten, haben diesen dauerhaften Druck nicht mehr auffangen können.

Die Folgen: Milliardenverluste und zehntausende gefährdete Arbeitsplätze

Indikator 2025 (Prognose) 2024
Unternehmensinsolvenzen 23.900 22.070
Gläubiger-Schäden ca. 57 Mrd. € ca. 59,1 Mrd. €
Betroffene Beschäftigte rund 285.000 291.000
Anteil Kleinstbetriebe 81,6 % ähnlich hoch
Größere Insolvenzen ≈ 140 leicht höher

Die finanziellen Schäden, die durch die Pleitewelle entstehen, bleiben beträchtlich: Für 2025 werden rund 57 Milliarden Euro an Forderungsausfällen erwartet. Das sind Summen, die nicht nur einzelne Gläubiger belasten, sondern in Lieferketten hineinwirken und weitere Unternehmen unter Druck setzen. Durchschnittlich fallen pro Insolvenz mehr als zwei Millionen Euro aus – ein Wert, der tief in die Struktur kleiner und mittlerer Betriebe einschneidet.

Auch für Beschäftigte ist die Lage angespannt. Rund 285.000 Arbeitsplätze sind direkt oder indirekt betroffen. Besonders in strukturschwachen Regionen wirkt sich jede geschlossene Werkstatt, jedes aufgegebene Geschäft und jeder insolvente Betrieb doppelt aus: wirtschaftlich und sozial.

Branchen, die besonders im Gegenwind stehen

Handwerk, Einzelhandel, Gastronomie, persönliche Dienstleistungen und Teile der Industrie verzeichnen seit Monaten eine erhöhte Zahl von Insolvenzanmeldungen. Viele dieser Bereiche sind energieintensiv oder konsumabhängig – zwei Faktoren, die derzeit instabil sind. Auch hier zeigt sich: Wo Puffer fehlen, genügt ein externer Schock, um eine Kettenreaktion auszulösen.

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Größere Unternehmen arbeiten häufiger mit Restrukturierungswerkzeugen und juristischen Sanierungsverfahren. Doch selbst diese Instrumente versagen, wenn die Grundlagen des Geschäftsmodells erodieren oder die Nachfrage nachhaltig einbricht.

Der Blick nach vorn: Keine Entwarnung für 2026

Ob 2026 Erleichterung bringt, bleibt fraglich. Experten sehen zwar neue staatliche Investitionsprogramme, doch diese reichen nach Einschätzung vieler Fachleute nicht aus, um den Trend kurzfristig zu drehen. Die strukturellen Probleme – hohe Kosten, Finanzierungshürden, schwache Binnenkonjunktur – wirken weiter.

Hinzu kommt: Die vergangenen Jahre haben viele Unternehmen bereits erheblich geschwächt. Wer 2024 oder 2025 noch überstehen konnte, tat dies oft nur mithilfe letzter Reserven. Dieser Puffer fehlt nun – und macht die kommenden Monate besonders kritisch.

Eine Momentaufnahme mit langfristiger Bedeutung

Die Zahl von 23.900 Unternehmensinsolvenzen steht nicht nur für wirtschaftliche Statistik. Sie erzählt von tausenden persönlichen Geschichten, von Unternehmerinnen und Unternehmern, die jahrzehntelang Betriebe aufgebaut haben. Von Familienbetrieben, die tief in ihren Regionen verwurzelt sind. Von Geschäften, die das Bild einer Innenstadt prägen. Hinter jeder Zahl steht ein Stück gesellschaftlicher Realität, das verloren geht, wenn ein Unternehmen scheitert.

Die aktuelle Pleitewelle zeigt deshalb mehr als eine konjunkturelle Schwäche. Sie legt offen, wo wirtschaftliche Strukturen brüchig geworden sind und welche Bereiche Belastungen nicht mehr abfedern können. Sie erinnert daran, wie eng die deutsche Wirtschaft mit dem Erfolg kleiner und mittlerer Unternehmen verknüpft ist – und wie sehr deren Stabilität über die wirtschaftliche Zukunft des Landes entscheidet.

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Als Autor für das Magazin "Nah am digitalen Rand" verbinde ich meine Germanistik-Expertise mit einem unstillbaren Interesse für redaktionell spannende Themen. Meine Leidenschaft gilt der Erforschung und dem Verständnis der digitalen Evolution unserer Sprache, ein Bereich, der mich stets zu tiefgründigen Analysen und Artikeln inspiriert.