Unidentifizierter Flugobjekte Drohnen: Sichtungen bei Atomkraftwerk und Flughafen sorgen für Alarm

In Ausland
November 10, 2025

Brüssel, 10. November 2025 – Es ist kurz nach Einbruch der Dunkelheit, als Sicherheitsbeamte am belgischen Atomkraftwerk Doel plötzlich mehrere blinkende Lichter am Himmel bemerken. Sekunden später herrscht Alarmbereitschaft: Drei Drohnen fliegen über die Reaktoranlage – und verschwinden wieder, ohne eine Spur zu hinterlassen. Nur wenige Stunden später wird auch über den Flughäfen in Brüssel und Lüttich ungewöhnlicher Flugverkehr gemeldet. Belgien steht unter Anspannung, während Behörden und Militär nach Antworten suchen.

Eine Serie von Drohnensichtungen über kritischer Infrastruktur

Belgien erlebt derzeit eine beispiellose Welle von Drohnensichtungen über einigen seiner sensibelsten Einrichtungen. Besonders betroffen: das Atomkraftwerk Doel nahe Antwerpen, die Flughäfen in Brüssel und Liège sowie der Luftwaffenstützpunkt Kleine-Brogel, auf dem nach Angaben der NATO US-Atomwaffen stationiert sind.

Am Abend des 9. November meldeten Mitarbeiter der Betreibergesellschaft Engie mehrere Drohnen über verschiedenen Bereichen des Kraftwerksgeländes. Nach Angaben des Unternehmens sei der Reaktorbetrieb zu keiner Zeit gefährdet gewesen. Die belgische Polizei bestätigte, dass Ermittlungen laufen, jedoch bislang keine Täter ermittelt werden konnten. Sichtungen seien mit Radar, visuellen Beobachtungen und Videomaterial belegt.

Auch Flughäfen im Fokus – Flüge gestrichen, Passagiere gestrandet

Parallel zu den Ereignissen in Doel wurde der Flugbetrieb am Brüsseler Flughafen kurzfristig unterbrochen. Dutzende Flüge mussten gestrichen oder umgeleitet werden. Laut der belgischen Flugsicherung Skeyes handelte es sich um eine „Sicherheitsmaßnahme“, nachdem mehrere Piloten Drohnen in Startnähe gesichtet hatten. Auch am Frachtflughafen Lüttich kam es zu vergleichbaren Vorfällen, die den Betrieb über Stunden lahmlegten. Tausende Passagiere waren betroffen.

„Easy to deny – hard to prove“: Experten warnen vor hybrider Kriegsführung

Sicherheitsexperten sprechen mittlerweile von einem möglichen Muster. Laut einem Bericht der Denkfabrik „Friends of Europe“ sind solche Vorfälle typisch für sogenannte hybride Angriffe: Sie seien „leicht zu organisieren, schwer zu beweisen und verursachen maximale Störung bei minimalem Aufwand“. Drohnen könnten gezielt eingesetzt werden, um Staaten zu destabilisieren oder Sicherheitslücken auszunutzen.

Militärbasis Kleine-Brogel – mehrfach Ziel unidentifizierter Fluggeräte

Besonders heikel sind die mehrfachen Drohnensichtungen über dem belgischen Luftwaffenstützpunkt Kleine-Brogel. Hier lagern nach internationalen Berichten US-Atomwaffen. Der belgische Verteidigungsminister sprach von einem „klaren Angriff auf die militärische Sicherheit“, ohne Täter oder Motive zu nennen. Laut Zeugenaussagen aus sozialen Medien seien über mehrere Nächte hinweg Drohnen in Formation über das Gelände geflogen.

In Foren und Reddit-Beiträgen schildern Augenzeugen, dass Hubschrauber und Radartrupps eingesetzt wurden, die Geräte aber nicht stoppen konnten. Ein Nutzer schrieb: „Apart from a helicopter chase, there is not much that can be done for now.“ Diese Aussagen verdeutlichen die Grenzen aktueller Abwehrsysteme.

Ermittlungen auf nationaler Ebene – Belgien ruft Sicherheitsrat ein

Die belgische Regierung reagierte rasch. Premierminister Alexander De Croo berief eine Sondersitzung des Nationalen Sicherheitsrats ein. Man prüft ein nationales Anti-Drohnen-Programm im Umfang von rund 50 Millionen Euro. Der Plan sieht vor, Abwehrsysteme, Radarerweiterungen und rechtliche Anpassungen zu beschleunigen. Belgien steht dabei in engem Austausch mit seinen europäischen Partnern.

„Wir nehmen diese Bedrohung außerordentlich ernst“, hieß es in einer Mitteilung aus dem Verteidigungsministerium. Zwar bestehe kein akutes Risiko für die Bevölkerung, doch die Lage bleibe „hochdynamisch“.

Unterstützung durch NATO-Partner und neue Sicherheitsstrukturen

Großbritannien und Deutschland bieten Belgien bereits Unterstützung an. Britische Spezialteams sollen mit Anti-Drohnen-Technik und Sensorik helfen, die Fluggeräte aufzuspüren. Auch die NATO stuft die Situation als „Testfall für europäische Infrastruktursicherheit“ ein. Experten aus dem Verteidigungsbündnis untersuchen, wie bestehende Luftraumüberwachungssysteme künftig auch kleine, schwer erkennbare Drohnen erfassen können.

  • Geplanter Aufbau eines nationalen Luftsicherheitszentrums bis 2026
  • Zusammenarbeit mit Deutschland und Großbritannien im Bereich Drohnenabwehr
  • Modernisierung von Radarsystemen an Flughäfen und militärischen Standorten

Wer steckt hinter den Drohnen? Ermittler prüfen geopolitische Spuren

Offizielle Stellen haben bislang keine konkreten Verdächtigen benannt. Dennoch kursieren mehrere Hypothesen. Laut Einschätzungen belgischer Geheimdienstkreise könnte Russland in Teilen hinter der Operation stehen. Der Zeitpunkt fällt auffällig mit diplomatischen Spannungen zwischen der EU und Moskau zusammen, insbesondere im Zusammenhang mit der Nutzung eingefrorener russischer Vermögenswerte zur Unterstützung der Ukraine.

Auch eine Beteiligung anderer Staaten wird nicht ausgeschlossen. In sozialen Netzwerken und internationalen Diskussionsforen äußern Nutzer die Vermutung, einige der Drohnen könnten chinesischer Herkunft sein. Diese These wird jedoch bislang nicht durch offizielle Informationen gestützt.

Eine internationale Welle von Drohnenüberflügen

Der belgische Fall steht nicht allein. Seit September wurden in mehreren europäischen Ländern Drohnensichtungen über militärischen oder strategischen Anlagen gemeldet – darunter Norwegen, Schweden und die Niederlande. Sicherheitsbehörden sprechen von einer „neuen Phase der Luftraumverletzungen“ in Europa. Belgien gilt durch seine NATO-Präsenz und seine Banken, in denen russische Gelder eingefroren sind, als besonders sensibel.

EU plant gemeinsame Strategie zum Schutz kritischer Infrastruktur

Die Europäische Kommission hat im Oktober einen Entwurf für ein europaweites Sicherheitskonzept zur Resilienz kritischer Infrastruktur vorgestellt. Drohnen werden darin ausdrücklich als wachsende Bedrohung genannt. Das Papier fordert mehr Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedstaaten, schnellere Reaktionsmechanismen und technische Harmonisierung bei Abwehrsystemen. Belgien wird dabei als eines der Testländer genannt.

Wie reagiert Belgien konkret auf die Drohnenüberflüge?

Die belgische Regierung plant drei zentrale Schritte:

  • Aufbau eines integrierten Frühwarnsystems mit Echtzeitdaten aus Flughäfen, Militärbasen und Energieanlagen.
  • Rechtliche Klarstellung, um das Abschießen unautorisierter Drohnen über sensiblen Gebieten zu ermöglichen.
  • Einbindung von EU-Partnern in eine gemeinsame Abwehrarchitektur.

Das Verteidigungsministerium hat zudem angekündigt, verstärkt auf den Einsatz von Störsendern und Abfangdrohnen zu setzen. Auch Drohnenabwehr-Firmen aus Deutschland und Frankreich wurden kontaktiert, um kurzfristige Lösungen bereitzustellen.

Fragen aus der Bevölkerung – und was bisher bekannt ist

Viele Belgier fragen sich: Warum gerade jetzt? Und wie gefährlich sind diese Überflüge wirklich? Laut Engie, dem Betreiber des Doel-Kraftwerks, bestand zu keiner Zeit eine Gefahr für die Reaktorsicherheit. Dennoch unterstreichen die Vorfälle, wie leicht unbemannte Systeme Sicherheitszonen verletzen können.

Nach Angaben der belgischen Luftsicherung gab es im Jahr 2025 bereits mehr als 180 gemeldete Drohnenvorfälle über sensiblen Zonen – ein Anstieg um 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Diese Zahl verdeutlicht, dass Belgien nicht nur auf einen Einzelfall reagiert, sondern auf ein wachsendes sicherheitspolitisches Problem.

Stimmen aus dem Netz – Unsicherheit und Misstrauen

In sozialen Medien diskutieren Bürger hitzig über mögliche Hintergründe. Auf Reddit etwa heißt es: „They are most likely Chinese drones possibly operating under Russian control.“ Andere zweifeln an einer ausländischen Beteiligung und verweisen auf belgische Schwächen im Umgang mit Drohnen. Nutzer berichten von fehlender Reaktionsfähigkeit der Behörden und zu langsamer Kommunikation mit der Öffentlichkeit.

Eine neue Realität im europäischen Luftraum

Was in Belgien geschieht, zeigt exemplarisch, wie Drohnen die Sicherheitsarchitektur Europas verändern. Klein, leise und schwer zu orten – sie stellen Behörden vor Herausforderungen, die bisher vor allem militärisch gedacht wurden. Nun aber betreffen sie zivile Infrastruktur, Energieversorgung und öffentliche Sicherheit gleichermaßen.

Die Vorfälle von Doel, Brüssel, Lüttich und Kleine-Brogel haben Belgien gezwungen, neu über seine Luftverteidigung nachzudenken. Ob sich ein klarer Täter ermitteln lässt, bleibt offen. Doch die Diskussion über hybride Bedrohungen, europäische Solidarität und technologische Verwundbarkeit wird mit jedem Überflug intensiver.

Belgien im Fokus einer neuen Sicherheitsära

Die rätselhaften Drohnenflüge markieren möglicherweise den Beginn einer neuen Sicherheitsära in Europa. Belgien steht im Zentrum einer Entwicklung, die zeigt, wie moderne Technologie traditionelle Schutzmechanismen herausfordert. Während Polizei und Militär noch nach den Verantwortlichen suchen, hat das Land bereits begonnen, sein Abwehrsystem neu zu erfinden – zwischen diplomatischer Vorsicht, technologischer Aufrüstung und wachsendem öffentlichen Druck. Die nächsten Wochen dürften zeigen, ob aus der Serie mysteriöser Überflüge eine politische Zäsur wird – oder ein ungelöstes Rätsel am europäischen Himmel bleibt.

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Als Autor für das Magazin "Nah am digitalen Rand" verbinde ich meine Germanistik-Expertise mit einem unstillbaren Interesse für redaktionell spannende Themen. Meine Leidenschaft gilt der Erforschung und dem Verständnis der digitalen Evolution unserer Sprache, ein Bereich, der mich stets zu tiefgründigen Analysen und Artikeln inspiriert.